Evaluationen des Sommerstudiums der Informatica Feminale

 

Das Sommerstudium bildet den Kern der Informatica Feminale. Der Studiengang Informatik der Universität Bremen hat das Sommerstudium der Informatica Feminale (nach einer dreijährigen Pilotphase) seit 2001 in sein reguläres Studienangebot integriert.

 

Das Themenspektrum des Sommerstudiums orientiert sich am allgemeinen Informatik-Curriculum, an vorangegangenen curricularen Diskussionen sowie an Vorschlägen der Dozentinnen. Der größte Teil der Lehrveranstaltungen wird über einen öffentlichen Call for Lectures eingeworben. An der stetig wachsenden Menge der eingehenden Angebote zeigt sich das große Engagement der Fachfrauen für die Zusammenarbeit mit Studentinnen und die Unterstützung ihrer zukünftigen Kolleginnen.

 

Die wissenschaftliche Begleitforschung der ersten drei Projektjahre in Bremen hat dazu beigetragen, dass das Lehrangebot des Sommerstudiums gezielt variiert und insbesondere den Wünschen der unterschiedlichen Gruppen von Studentinnen angepasst worden ist. Im Rahmen der Begleitforschung wurde zudem untersucht, inwieweit derartige Angebote die Studiensituationen verbessern oder dem Lebenszusammenhang von Frauen entsprechen.

Ein bedeutsames Ergebnis des Bremer Projekts ist, dass sowohl Studentinnen aller Fachsemester wie auch Fachfrauen aus der Praxis die Sommerstudienangebote kontinuierlich nutzen. In den bisherigen Jahren waren in Bremen jeweils ca. zwei Drittel studentische Teilnehmerinnen mit gleicher Verteilung aus Grund- und Hauptstudium dabei, das weitere Drittel waren Teilnehmerinnen mit praktischem Hintergrund aus der IT-Branche.

 

Mit Teilnehmerinnenzahlen von 140 im Jahr 1998, 220 im Jahr 1999, 240 im Jahr 2000 sowie 260 im Jahr 2001 waren die Bremer Kapazitäten bis an den Rand ausgeschöpft. Durch den Aufbau des regionalen Sommerstudiums in Baden-Württemberg seit 2001 und durch die österreichische ditact_women´s IT summer studies seit 2003 verteilten sich sowohl die Lehrangebote der Dozentinnen wie auch die Teilnehmerinnen auf mehrere Standorte und das Bremer Sommerstudium läuft seither mit einem durchschnittlichen Lehrangebot von 50 Kursen bei durchschnittlich 200 Teilnehmerinnen. Dabei ist das Interesse von neu ins Studium gestarteten Teilnehmerinnen ungebrochen und der Pool der langjährigen Dozentinnen und Teilnehmerinnen wächst und wächst. Bemerkenswert ist weiterhin, dass die studentischen Teilnehmerinnen durchschnittlich jährlich aus rund 70 verschiedenen Hochschulen des gesamten deutschsprachigen Raums kommen. Wie gewünscht sind die Teilnehmerinnen in Baden-Württemberg größtenteils aus diesem Bundesland. Insgesamt kann also mit der Informatica Feminale ein ausgesprochen breiter hochschulübergreifender Austausch realisiert werden.

 

Die im Zuge des europäischen Bologna-Prozesses erfolgte Modularisierung der Hochschulausbildung hat zudem dazu geführt, dass immer mehr Hochschulen in Deutschland und Österreich ihre Studentinnen aktiv zur Teilnahme ermutigen. Denn ein Teil der Lehre wird von den Studiengängen im Rahmen des allgemeinen Lehrangebots anerkannt. Studentinnen können damit reguläre Studienleistungen erbringen.

 

Beim jährlichen Sommerstudium in der Universität Bremen werden weiterhin regelmäßig von den Teilnehmerinnen und Dozentinnen ausführliche Evaluationen der Lehre und der Organisation durchgeführt. Dies erfolgt beim Sommerstudium per Fragebogenbefragungen aller Teilnehmerinnen und Dozentinnen zu jeder einzelnen Lehrveranstaltung; weiterhin werden Dozentinnenrunden und eine Vollversammlung aller Interessierten durchgeführt. Schließlich können Teilnehmerinnen auf dem Anmeldeformular neben ihren angewählten Kursen Themenbewertungen der übrigen Kurse abgeben. Alle Ergebnisse fließen im Folgejahr in die Arbeit des Programmkomitees ein.

 

Deutliche Steigerung der Studentinnenzahlen in der Informatik
In der Universität Bremen stiegen die Studentinnenanteile in der Informatik seit 1997 kontinuierlich und liegen inzwischen deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Der Anteil der Studienanfängerinnen in Informatik in der Universität Bremen im WS 2005/6 beträgt 31% (bundesweit nur ca. 16%). Davon starteten in Bremen jeweils im Informatikstudiengang mit dem Abschlussziel Diplom 26% Studentinnen (bundesweit nur ca. 15%) und mit dem Abschlussziel Bachelor in Bremen 47% (bundesweit nur ca. 17%). Diese erfreuliche Entwicklung liegt sicherlich nicht nur an der Informatica Feminale, vielmehr hat ein Paket von Gleichstellungsmaßnahmen hierzu geführt. So hat die Universität Bremen beispielsweise im Bundesvergleich einen der höchsten Professorinnen-Anteile im Fachbereich Informatik.